Ethnizitätsschätzungen gehören neben dem Verwandtschaftsmatching zu den beiden Hauptdienstleistungen eines Unternehmens, welches DNA-Tests zu Ahnenforschungszwecken anbietet.
Anders als das Verwandtschaftsmatching, welches recht zuverlässige Angaben bietet, befinden sich Ethnizitätsschätzungen noch in der Entwicklung. Daher soll man nicht blind den angegebenen Prozentangaben vertrauen, sondern erst einmal einen kritischen Blick auf die Ergebnisse werfen.
Dennoch sollte diese Wissenschaft nicht unterschätzt werden, da sie sich in den nächsten Jahren enorm verbessern wird. Neue Erkenntnisse werden laufend gewonnen, da immer mehr Menschen Interesse an der DNA-Genealogie zeigen und sich testen lassen. Um die geographische Zuordnung zu verbessern, wird für Projekte wie z.B. One Family One World von LivingDNA auch gezielt nach Menschen gesucht, deren alle vier Großelternteile in einem Umkreis von 80km geboren wurden.
In Deutschland arbeitet LivingDNA an diesem Projekt mit CompGen (Verein für Computergenealogie) zusammen. Falls die Voraussetzungen auf dich zutreffen und du Interesse hast, gibt es mehr Informationen dazu hier: http://compgen.de/userfiles/downloads/livingdna/One%20Family%20German%20DNA%20Project_German.pdf
Hier sind meine Ethnizitätsschätzungen von 23andme, FTDNA, Ancestry, My Heritage, LivingDNA und WeGene zum Vergleich.
23andme
Die Ergebnisse von 23andme sind in etwa das was ich erwartet habe. Die Vorfahren meiner Mutter waren Wolgadeutsche, die Vorfahren meines Vaters seit Jahrhunderten in Sibirien sesshafte Russen, wodurch es hin und wieder zu Vermischungen mit der indigenen Bevölkerung kam. Dadurch kann der kleine Anteil finnischer und asiatischer DNA erklärt werden. Saami-Finnen sind nämlich genetisch eng mit den indigenen Völkern Sibiriens verwandt.
FTDNA
Die Ergebnisse von FTDNA ähneln denen von 23andme bis auf einen Punkt: 46% British Isles. Das kann ich mit Sicherheit ausschließen – britisch ist bestenfalls mein schwarzer Humor. In diesem Fall hätte FTDNA es lieber einfach bei Nord- bzw. Westeuropa belassen sollen…
Ancestry
Ancestry hat mich mit der Einschätzung 20% hessischer DNA wirklich beeindruckt! Die Vorfahren meines Großvaters mütterlicherseits waren Kolonisten aus Isenburg (damals Grafschaft Isenburg-Büdingen). Ihre Nachkommen heirateten zwischen 1767 und 1941 bevorzugt Nachkommen anderer Isenburger.
Skandinavien kommt mit 16% neu dazu. Ansonsten auch hier zu finden: Osteuropa, Finnland und eine Prise asiatischer DNA.
My Heritage
Die Ergebnisse von My Heritage decken sich bis auf leicht abweichende Prozentangaben gut mit den Einschätzungen anderer Firmen. Skandinavien ist mit 14,2% dabei, ähnlich wie bei Ancestry.
Living DNA
Ähnlich wie FTDNA möchte mich auch LivingDNA zu einer halben Britin machen. Auch hier wird damit eigentlich (wolga)deutsche DNA gemeint…
Wenn ich bei LivingDNA auf die regionale Ebene gehe, stelle ich sogar fest, dass ein Teil meiner DNA typisch für Südengland zu sein scheint. Das bedeutet nicht, dass ich südenglische Vorfahren habe, sondern eher, dass meine DNA zu einem Teil so typisch europäisch ist, dass sie überall in Europa zu finden ist.
WeGene
Zu guter Letzt noch die Einschätzung des asiatischen Anbieters WeGene. Interessanterweise weist mir WeGene statt eines kleinen asiatischen Anteils, einen kleinen Anteil von 3,84% Nahem Osten zu. Was die europäische DNA angeht, schätzt mich WeGene als eine halbe Französin ein. Ich fühle mich zwar geschmeichelt, weiß aber, dass auch damit (wolga)deutsche DNA gemeint ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Firmen mich zu etwa gleichen Teilen als Osteuropäerin und Nordeuropäerin einschätzen (was soweit stimmt). Bei der weiteren Eingrenzung in Nordeuropa zeigen sich noch deutliche Schwächen – drei von sechs Firmen liegen daneben als sie mich mal zu einer halben Britin mal zu einer halben Französin machen. Auf regionaler Ebene kann nur Ancestry mit der Einschätzung hessischer DNA punkten.
Finnland wird meist separat von Nordeuropa aufgeführt und auch hier sind sich die Firmen einig – lediglich variiert der Prozentsatz etwas zwischen 9 und 14,3%. Auch ein wenig asiatischer DNA ist vorhanden – je nach Firma zwischen unter einem und 7,1%. Grob deckt sich das auch tatsächlich mit meiner Familiengeschichte, wenn man nicht starr am Prozentsatz festhält. Dennoch freue ich mich sehr auf zukünftige Updates und Verbesserungen.
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