Von einer Triangulation der Segmente spricht man, wenn die DNA von mindestens drei Personen an der exakt gleichen Position eines Chromosoms übereinstimmt. Das deutet darauf hin, dass alle drei Personen dieses DNA-Segment von ein und demselben Vorfahren geerbt haben.
Wenn man dann im Stammbaum von zwei DNA-Treffern einen gemeinsamen Vorfahren findet, kann jemand mit unbekannter Herkunft daraus schließen, dass sie alle drei über diese Person miteinander verwandt sind oder von ihr abstammen. (Das nennt sich tree triangulation, also Triangulation des Stammbaumes.)
Dennoch sollte man das zunächst nur als einen Hinweis bzw. Theorie betrachten, da es sich bei den DNA-Treffern auch um Angehörige einer endogamen Bevölkerungsgruppe mit mehreren gemeinsamen Vorfahrenlinien handeln kann. Es könnte sein, dass den beiden Personen aus meinem Beispiel nur ein gemeinsamer Vorfahre in ihrem Stammbaum bekannt ist, das DNA-Segment aber von einem anderen, ihnen unbekanntem, gemeinsamen Vorfahren stammt.
Da wir jeweils eine Chromosomenkopie von beiden Eltern bekommen, muss darauf geachtet werden, dass sich das DNA-Segment auf derselben (entweder der mütterlichen oder der väterlichen) Chromosomenkopie befindet. Ich kann z.B. mit Treffer A ein identisches Segment auf Chromosom 5, Position 23.456.789-34.567.890 haben und mit Treffer B ebenfalls. Wenn aber Treffer A eine Cousine mütterlicherseits ist und Treffer B eine Großtante auf der väterlichen Seite, handelt es sich nicht um ein trianguliertes DNA-Segment, sondern um zwei Segmente, die sich zwar zufällig an der gleichen Position befinden, jedoch auf zwei unterschiedlichen Chromosomenkopien.
23andme, FTDNA und My Heritage bieten einen sogenannten Chromosomen-Browser an, mit dem sich die identischen Segmente mit den DNA-Treffern näher analysieren lassen. Der Chromosomen-Browser von My Heritage zeigt direkt an, ob triangulierte Segmente vorhanden sind. Bei 23andme bekommt man in der Relatives in common Funktion einen Hinweis auf triangulierte Segmente und kann dann im Chromosomen-Browser nachschauen, um welche Segmente es sich dabei handelt. Bei FTDNA muss man die Treffer erst selbst mithilfe des ICW-Tools entweder der mütterlichen oder väterlichen Seite zuordnen, um sich beim Vergleich im Chromosomen Browser vergewissern zu können, dass es sich wirklich um ein trianguliertes Segment handelt.
Ancestry bietet seinen Kunden leider keinen Chromosomen-Browser an. Es gibt zwar die Shared-Matches Funktion, aber bis auf den Anteil identischer DNA in cM (inzwischen auch in Prozent) und Anzahl der Segmente mit den DNA-Treffern keine anderen Segmentdaten. Man sollte seine genetischen Verwandten daher bitten, ihre Daten bei GEDmatch, FTDNA oder My Heritage hochzuladen, um die gemeinsamen Segmente vergleichen zu können. Es gibt auch eine Petition an Ancestry endlich einen Chromosomen Browser zur Verfügung zu stellen: https://www.change.org/p/ancestry-com-dna-llc-give-ancestrydna-customers-dna-segment-data-a-chromosome-browser-now
Hier ein paar Schaubilder zum besseren Verständnis:
Im ersten Schaubild habe ich meine Mutter, einen ihrer Cousins väterlicherseits und eine Cousine mütterlicherseits miteinander verglichen. Meine Mutter hat mit den beiden zwar an der gleichen Position eine DNA-Übereinstimmung, jedoch auf zwei unterschiedlichen Kopien des ersten Chromosoms. Es handelt es sich hier also nicht um eine Triangulation des Segments.
Im zweiten Schaubild habe ich die Cousine mütterlicherseits mit einer Cousine väterlicherseits ersetzt. Also vergleiche ich meine Mutter jetzt mit einem Cousin und einer Cousine väterlicherseits, d.h. wir schauen uns nur Segmente auf ihrer väterlichen Kopie an. Es gibt wieder eine Übereinstimmung auf der gleichen Position, nur dieses Mal handelt es sich dabei um ein echtes trianguliertes DNA-Segment.
Triangulationsgruppen
Nach der Analyse der Segmente mittels Triangulation kann man seine DNA-Treffer in der Datenbank verschiedenen Triangulationsgruppen zuordnen. Eine Triangulationsgruppe steht für einen Vorfahren (den MRCA = most recent common ancestor), ein Vorfahrenpaar oder einen Familienzweig.
Man fängt in der Regel mit drei Personen an (man selbst und zwei DNA-Treffer) und sucht in den Datenbanken nach weiteren Segmenten bzw. Personen, deren DNA an derselben Position übereinstimmt. Wenn das Verwandtschaftsverhältnis noch unbekannt ist, hofft man durch den zusätzlichen Abgleich der Stammbäume die gemeinsamen Vorfahren auf diese Weise identifizieren zu können. Umgekehrt funktioniert es genauso, denn wenn der Vorfahre bereits bekannt ist, kann man ihm die unbekannten DNA-Treffer in der Datenbank anhand der gemeinsamen DNA-Segmente zuordnen. Triangulation kann das Chromosome Mapping auf diese Weise enorm unterstützen.
Triangulationsgruppen kann man in einer Exceltabelle anlegen oder gleich im DNAPainter, um die Segmentdaten einzutragen und visuell darzustellen https://dnapainter.com/.
Sehr empfehlenswert ist der Artikel über Triangulation von Jim Bartlett in „Advanced Genetic Genealogy: Techniques and Case Studies“ sowie sein Blog https://segmentology.org/.
Letztes Update erfolgte am 25.01.2021
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